Wir hatten kürzlich unter Kollegen die Diskussion, wer plottet und wer nicht. Ich war erstaunt, wie viele Bauchschreiber oder LivePlotter, wie es eine Kollegin nannte, es doch gibt.
Wenn man wie ich seit Jahren versucht, endlich mal Geschichten vorzuplanen und dann „einfach“ zu schreiben und sich dabei sogar an das Exposé zu halten und es doch nicht schafft, weil die Geschichten in meinem Kopf immer ein Eigenleben entwickeln, kann das schon recht frustrierend sein.
Aber es ist tröstlich zu sehen, dass es vielen Kollegen genauso geht und seither genieße ich es tatsächlich wieder, die erste Leserin meiner eigenen Geschichte zu sein :-).
Nur wie entsteht denn nun eine Geschichte?
Bei mir fängt es meist damit an, dass ich einen Musiktitel höre, der mich plötzlich packt. Das kann eine melancholische Ballade sein oder ein wütender Rocksong, genauso wie ein altes Stück, das ich schon ewig kenne, das mir aber mit einem Mal eine Szene, eine Figur oder ein Gefühl vor Augen ruft, das vorher noch nicht da war. Meist folgt darauf ein euphorisches Kribbeln und ich weiß, es bahnt sich eine Idee für eine Geschichte an.
Auch wenn sie für mich noch nicht wirklich greifbar ist, mache ich mir Gedanken, wo die Geschichte spielen könnte und wer möglicherweise die Figuren sind. Normalerweise höre ich den Song dann noch etliche Male rauf und runter und nerve damit mein ganzes Umfeld, aber ist halt so.
Und irgendwann habe ich so viele Ideen zusammen, dass ich mir Notizen mache, Fragen stelle und tatsächlich oft in diesem Stadium schon anfange, Szenenfetzen zu notieren. Ich recherchiere nach den möglichen Schauplätzen, suche Namen und versuche die Grundstimmung und -elemente so gut einzufangen, wie es mir nur möglich ist.
Dann kommen meist größere Szenen, ich tippe und tippe und lasse die Bilder vor meinen Augen ablaufen, die ich so gut es auf die Schnelle geht beschreibe. Oft habe ich zu dem ersten Musiktitel auch noch weitere gefunden, die ich mir gleich immer parat halte, noch bevor ich mein Dokument aufmache. Und wenn wirklich schon vieles stimmig ist, dann bin ich auch sofort, wenn ich die Songs höre, in der Geschichte drin. Das geht mir sogar Jahre später noch so. Sobald ein Song aus einer bestimmten Playlist läuft, habe ich den Film vor Augen.
Es läuft selten reibungslos.
Du kannst dir vorstellen, dass das natürlich nie so reibungslos abläuft, wie es sich anhört. Oder zumindest sehr selten. Manchmal zieht sich das Hineinfinden in die Geschichte ins Endlose, manchmal verwerfe ich große Teile wieder oder ich muss tatsächlich die ganze Geschichte auf Eis legen, weil irgendetwas nicht stimmig ist.
Zum Glück ist mir das komplett auf Eis legen erst ein einziges Mal passiert. Aber auch an diese Geschichte möchte ich mich noch einmal heranwagen. Vielleicht kommt sie ja doch noch ganz bei mir vorbei.
Doch erst einmal ist die aktuelle Geschichte dran und ich bin wirklich gespannt, wann die fertig wird. Das ist nämlich eine von denen, deren erste Versionen ziemlich Federn lassen mussten. :-). Doch wie heißt es so schön: Gut Ding will Weile haben.
In diesem Sinne – schönes Wochenende und lass dir keine (Lange-)weile aufkommen!