Als Fantasyautorin mache ich mir natürlich immer wieder Gedanken darüber, was an den alten Märchen und Sagen wahr sein könnte und aus welchen Begebenheiten sich womöglich neue Geschichten stricken ließen. Der Inhalt – die Aussage oder Lehre – der Märchen ist im Grunde ja zeitlos, nur das Gewand könnte ab und an eine Erneuerung vertragen, auch wenn das einer der Gebrüder Grimm angeblich anders sah, wenn ich mich richtig an einen Artikel erinnere, den ich einmal darüber gelesen habe. Er wollte die Märchen in dem historischen Kontext erhalten, in dem sie ursprünglich entstanden sind. Doch ich halte es lieber mit seinem Bruder, der diese Meinung absolut nicht teilte und die gesammelten Märchen in seine Zeit brachte und ausschmückte.
Aber o wunder. Obwohl ich die alten Geschichten als Kind sehr gern gelesen habe, habe ich bisher tatsächlich nur eine einzige Märchenadaption geschrieben – Thorns. Der Fluch der Zeit. Wie die meisten LeserInnen festgestellt haben, ist die Geschichte an Dornröschen und Die Schöne und das Biest angelehnt :-), nur mit anderen Vorzeichen, anderem Setting und anderen Helden … – oder wie es einmal eine Leserin formuliert, die Geschichte ist wie die beiden Märchen, nur ganz anders :-).
Im Grunde sind vermutlich alle Geschichten an irgendeiner Stelle an die alten Sagen und Volksmärchen angelehnt, weil es mit Sicherheit kein Thema gibt, über das nicht irgendwann einmal bereits geschrieben und gesprochen wurde.
Doch was sind die Themen im Märchen?
Die Themen in den Märchen sind so vielfältig wie die Herausforderungen im Leben. Unglück, Armut, Verrat, Tod, Verderben gehen über in Rache, Moral, Gerechtigkeit und zuletzt in Hoffnung und Glück – ein Happy End für die Guten, die gerechte Strafe für die Bösen.
Vielleicht brauchten und brauchen wir Menschen diese Art von Geschichten, um uns an einen Strohhalm klammern zu können, der uns einen Hoffnungsschimmer in einer unglücklichen Lebenssituation bringt. Denn – so die Logik – wenn es einmal ein Mensch geschafft hat aus dieser Situation zu entrinnen, oder womöglich auch aus einer noch schlimmeren, dann besteht zumindest die kleine Chance, dass es ein weiterer ebenso schafft, oder nicht? Zur Not muss man dazu vielleicht auch auf Wunder zurückgreifen, wie einen Goldesel, der Dukaten spuckt oder einen Tisch, der auf Befehl den Hunger stillt oder eine gute Fee, die drei Wünsche erfüllt.
Wenn wir ehrlich sind, in der einen oder anderen Form könnten diese Wunder sogar wahr werden – auch wenn wir uns nicht mehr in der alten Zeit des Froschkönigs befinden, in der das Wünschen noch geholfen hat.
Vielleicht könnten sogar wir manchmal zur guten Fee werden oder das Tischlein deck dich herbeizaubern und anderen ihren dringendsten Wunsch erfüllen? Oder zumindest ein bisschen Licht in ihr Leben zaubern. Und vielleicht ist sogar genau das die Moral hinter den Märchen.
In diesem Sinne wünsche ich dir ein schönes Wochenende
Deine Ela